Schwester Carola brichtet über das Schicksal von drei Waisenkindern

(Die Namen wurden aus Datenschutzgründen geändert)

 Thosokile

Sie kam zu uns durch einen Sozialarbeiter vom Krankenhaus. Sie hatte nirgends, wohin sie gehen konnte
in diesem Alter. Sie war sehr scheu und zurückgezogen, doch lebte bald auf unter unseren Kindern und gleichgesinnten. Thokosile ist chronisch krank und von Medikamenten abhängig. Die Nebenwirkungen führten immer wieder zu plötzlichem Hautausschlag oder Mittelohrentzündungen. Trotz Medikamenten hatte die ständige Mittelohrentzündung die Folge, dass es zum Durchbruch der Tympanmembrane kam und das Kind taub wurde. Das beeinträchtigte sie stark im Lernen. Durch einen Sponsor war es möglich, die Operation zu finanzieren,
so dass  sie nun wieder gut hören kann und auch in der der Schule besser mitkommt.

 Thokosile ist seit 2 Jahren bei ihrer Tante, die ebenfalls chronisch krank ist und lebt mit Cousinen, die auch ihre Eltern verloren haben. Die Tante bemüht sich, den Kindern eine gute Mutter zu sein. Sie wird weiterhin von uns unterstützt, weil die Tante es nicht schafft, für alle Kinder zu sorgen. Die Familie wird regelmäßig besucht von unseren Betreuern, die dann auch Bericht erstatten, so dass wir gut informiert sind und mit Rat und Tat zur Seite stehen können.

Sihpo

Wir wurden auf die Familie aufmerksam und unsere Sozialarbeiterin besuchte sie. Was sie vorfand war erschreckend. Eine Armut, die man sich kaum vorstellen kann. Die Großeltern mit einer Reihe von Kindern,
die sie zu versorgen hatten, waren in großer Bedrängnis. Der Großvater hatte ein Einkommen von 50.00 Rand
(ca. 3 €) monatlich durch Kühe hüten.

Die Hütten waren ärmlich, Essen war nicht vorhanden, es war unhygienisch, Kleider waren spärlich und die
ganze Familie hatte Krätze. Sipho war am schlimmsten befallen, sein ganzer Körper war eine Krätze mit Narben und frischem Ausschlag. Sie waren weit entfernt von der Klinik und hatten kein Geld, um die Fahrt zu bezahlen, kein Geld für Seife oder Waschpulver, kein Geld für Essen, das Wasser war mehrere Kilometer weit zu holen
vom Fluss.

Die Reaktion der Sozialarbeiterin, meiner Mitschwester, war die Oma mitzunehmen und erst einmal etwas zum Essen zu kaufen. Die Großmutter brach in Tränen aus, als sie die Esswaren sah. Sie hatte das seit Jahren nicht mehr erlebt und war voll Dankbarkeit. Als nächstes wurde Sipho zum Doktor in der Klinik gebracht. Er wurde ins Krankenhaus aufgenommen, denn die Krätze war so infektiös, dass eine ambulante Behandlung nicht möglich war. Es fehlte auch an den nötigen Dokumenten.

Es dauerte eine geraume Zeit, bis wir das alles in die Reihe brachten und Sipho schließlich bei uns im Heim aufgenommen wurde. Er ist dazu auch chronisch krank, was auch überwacht werden musste. Seit ca. 3 Jahren ist er wieder bei der Großmutter, denen es inzwischen besser geht mit all der Hilfe, die sie erfahren haben. Sipho geht in die Schule und ist auch fleißig. Die Narben von der Krätze blieben jedoch, so dass es ausschaut, als ob er Pocken hatte.

Bei einem unangemeldeten Besuch waren die Hütten sauber innen und auch rundum. Es war eine Freude,
das zu sehen. Sipho kommt von Zeit zu Zeit zum Center und kommt auch gleich auf uns zu um uns zu begrüßen. Er ist sehr dankbar.

Makhosi

Makhosi lernten wir durch ihren Lehrer kennen, der uns aufmerksam machte, doch nach der Familie zu schauen. Sie kam nicht regelmäßig in die Schule, war spärlich gekleidet mit alter Uniform, oft barfuß, weil die Schuhe kaputt sind, ohne Essen. Damals gab es noch keine Schulspeisung.

Beim Familienbesuch fanden meine Mitschwestern eine alte Großmutter in einer armseligen Hütte, die am einfallen, war mit 2 kleinen Kindern und Makos, 8 Jahre alt. Die Großmutter war gebrechlich und konnte den
Berg nicht mehr besteigen, um in die Klinik zu gelangen.

Makhose mit 8 Jahren hatte neben der Schule auch noch alle anderen Arbeiten zu versorgen, denn ihre Cousinen waren noch sehr klein. Hilfe war unbedingt notwendig. Ein paar Tage später war die Hütte durch einen Grasbrand gefährdet. Man glaubte, dass niemand mehr in der Gegend war. Nur durch Schreien und Hilferufe wurden Leute aufmerksam und versuchten den Brand zu löschen, doch das Grasdach kam nicht ungeschoren davon.

Wir versuchten ein Stück Land zu bekommen, so dass man eine 2 Zimmer Wohnung für diese Familie bauen konnte. Das gelang auch. Der Umzug ging schnell von statten, denn sie hatten nur wenige Habseligkeiten.
Makhos hatte nun mit ihrer Oma ein Dach über den Kopf und wir versorgten auch die Oma – brachten sie ins Krankenhaus, damit sie Medikamente bekam für ihre Krankheit und versorgten auch die Kinder.

Es war eine Freude, leider hielt sie nicht lange an. Nach einigen Monaten starb die Oma und Makhos war
mit den 2 kleinen Cousinen alleine. Plötzlich erschien der Vater der Kinder (ihr Onkel) mit seiner Freundin und nahmen Besitz auf die Wohnung. Makhose wurde beiseite geschoben. Der Onkel starb kurz darauf an AIDS und seine Freundin wollte nicht das Haus nicht mehr verlassen. Doch es gelang uns, dass sie mit ihren 2 Kindern zu ihren Eltern ging.

Kurz darauf kam plötzlich ein anderer Onkel, der sich ebenfalls in dem Haus einnistete. Auch er starb nach kurzem Krankenlager an Aids. So hatte Makhos in ihrem jungen Jahren gleich 3 Todesfälle, was nicht ohne weiteres an ihr vorüber ging. Sie war nun wieder auf sich gestellt und kam dann auch zu uns ins Heim. Sie brauchte Hilfe.

Seit 2 Jahren ist sie aus der Schule und besucht nun eine Ausbildung, die sie noch nicht abgeschlossen hat.
Sie braucht alles was zum Leben gehört: Nahrung, Fahrgeld, Bücher, Schulgeld usw. Wir hoffen, dass sie es nächstes Jahr schafft und dann auch eine Arbeit findet und selbstständig sein wird. Ihr Haus hatten wir vor kurzem renoviert. Sie braucht auch noch Möbel wie Schrank, Tisch und Stühle. Bis jetzt hatte sie immer gebrauchte Möbel, die nun kaputt sind. Sie ist respektvoll und sehr dankbar für alle Hilfe, die sie bekommt. Sie wohnt zur Zeit bei uns, da das College nicht weit weg ist. Sie wird weiterhin unterstützt. Während den Ferien hilft sie auch im Center wo immer sie gebraucht wird. Makhose hat eine chronische Hautkrankheit, die immer wieder aufbricht.